
Wohnbau Schiesserstraße Radolfzell Radolfzell Einladungswettbewerb


Wohnbau Schiesserstraße Radolfzell
2023
Radolfzell
STÄDTEBAULICHES UND FREIRÄUMLICHES KONZEPT
TOPOS
Das Unternehmen Schiesser ist seit 1876 in Radolfzell ansässig und war für sehr viele Jahrzehnte ein entscheidender Arbeitgeber. Die Krise der Textilindustrie brachte eine grundlegende Veränderung, nichts desto trotz ist der Hauptsitz Radolfzell im Bewusstsein der Bevölkerung.
Die wirtschaftliche Veränderung hatte auch deutliche Auswirkungen auf den städtebaulichen Charakter des Industriequartiers.
Es befindet sich in einem Zustand des Strukturwandels, da sich Kultur, Konsum, Gewerbe und verdichteter Wohnungsbau in diesem Gebiet überlagern.
In diesem Bereich entstanden unter anderem neue urbane Quartiere mit Geschosswohnungsbau. Ein Teil der ehemaligen Stadtbrache bleibt hier als großer, naturbelassener Park – der „freien Mitte“ – erhalten.
Unser Projekt liegt im nördlichen Teil des Areals, gegenüber dem alten Wasserturm und innerhalb der Wendeschleife der Straßenbahnlinie O.
An dieser Schnittstelle reagiert das neu geplante Gebäude auf die Grundlagen der Umgebung. Und bildet mit seinem Hochpunkt einen markanten „Schlussstein“ dieses Quartiers. Als Orientierungspunkt sowie als räumliches „Gegenüber“ zum Wasserturm.
Die geplanten untere 2-geschossige Gebäudeteile orientieren sich im rückwärtigen Bereich an den Fluchten der bestehenden Wohnbebauung und reagieren direkt mit einer räumlichen Erweiterung auf den gegenüberliegenden Hartwig-Platz mit seinen kulturellen Einrichtungen.
Der darüberliegende 3–5-geschossige Gebäudeteil nimmt die Straßenkanten auf und schließt den Blockrand.
Durch diese Überlagerung entsteht im Erdgeschoss ein Zugangsplatz. Er dient als zentrale Verteilung, als Treffpunkt, Werkhof und Zugang für die fußläufige Erschließung des dahinterliegenden Wohnquartiers.
Darüberliegend entstehen im rückwärtigen, südlichen Bereich des Wohnquartiers Dachterrassen.
Architektonisches und Gestalterisches Konzept:
Unser architektonisches Konzept reagiert sensibel auf die historische und industrielle Vergangenheit des Quartiers. Die Großmassstäblichkeit des Gebäudevolumens und die Fassadengestaltung nehmen bewusst Bezug auf diese Aspekte, um eine räumliche Kontinuität und eine visuelle Verbindung zur Geschichte des Ortes herzustellen.
Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf die Blockrandbebauung gelegt, um eine harmonische Integration in die umliegende Bebauungsstruktur zu erreichen. Das gewählte Volumen reagiert auf den Siedlungsdruck in den letzten Jahrhunderten in der Bodenseeregion und macht das Gebäude zu einem der prägenden Eckpfeiler des neuen Viertels.
Fassadengestaltung:
Die straßenseitigen Fassaden nehmen Bezug zur etablierten Industriearchitektur. Mit seiner vorgehängten Fassadenmembran aus Metall wird Großmassstäblichkeit aber auch Flexibilität in der Ausformulierung und Nutzung der dahinterliegende Räume erzeugt. Die Fassade erhält somit Ortsspezifigkeit, einen stark atmosphärischen, sinnlichen Charakter.
Die rückwertige Gebäudestruktur ist funktional geprägt. Durch die gewählte Struktur lassen sich Freibereiche mit der notwendigen Privatheit im Einklang in die Fassadenebene integrieren.
Die klare und konsequente Formensprache des Hauses verleiht ihm eine identitätsstiftende Wirkung und ermöglicht eine räumliche Erfassung und Klärung der heterogenen Umgebung.
Wie auf dem gesamten Areal, wird es auch bei unserem Projekt eine teilweise öffentliche Erdgeschoßzonen geben.
Durch die Überlagerung der beiden Gebäudewinkel entsteht am Schnittpunkt eine Fehlstelle, die den zentralen Bereich belichtet. Durch die Begrünung dieses Innenhofs entsteht eine besondere Qualität. Darüber hinaus entsteht ein begrünter Dachgarten im rückwärtigen Wohnhof.
Im Erdgeschoss entsteht ein „Umschlagplatz, der als Zugang, zentraler Treffpunkt, Verteilungspunkt, Werkhof und Zugang für die fußläufige Erschließung des dahinterliegenden Wohnquartiers dient.
Die Nordost-Ecke des Quartiers wird durch die Etablierung eines Quartierscafés belebt und sorgt für die Versorgung der Bewohner.
Im Durchgangsbereich sind flexible Gemeinschaftsflächen geplant, die beispielsweise als multifunktionaler Raum oder Quartierstreff genutzt werden können und bei Bedarf in den rückwärtigen Gartenplatz erweitert werden können. Durch diese Gemeinschaftsflächen und Treffpunkte, die flexibel nutzbar werden Möglichkeiten geboten, das Quartier aktiv mitzugestalten.
Wir wollen ein Miteinander statt ein gegeneinander. Ein gemeinsames Haus, ein Kreativcluster, ein Arbeits-, Denk- und Vernetzungsort und das inmitten der Stadt.
Wohnungen, Typologie:
Das Gebäude ist als Wohngebäude mit drei Treppenhäusern konzipiert, mit insgesamt 50 Wohneinheiten in unterschiedlichen Größen.
Die fußläufige Erschließung erfolgt über den zentralen „Umschlagplatz“.
Die Wohneinheiten orientieren sich in unterschiedliche Himmelsrichtungen. Trotz der hohen Dichte bilden die eingeschnittenen Loggien eine ausgeprägte Privatheit, welche bei der vorgesehenen Dichte eine angemessen hohe Wohnqualität darstellt.
Die Hauptwohnflächen orientieren sich zur Wohnhofseite, mit Blick auf einen intensiv begrünten Dachgarten.
Die Außenräume im Erdgeschoss, wie auch im 1. und 2. Obergeschoss, können durch private Gartenbereiche erweitert werden.
Auf dem Dach des Gebäudesockels schaffen wir für die BewohnerInnen einen zusätzlichen gemeinschaftlich nutzbaren Freiraum.
Die klaren, zeitgemäßen Grundrisse spiegeln die klare Formensprache des gesamten Gebäudes wieder.
Klimaneutralität und Klimaresilienz:
Das Gebäude muss ein zeitgemäßes Energiekonzept erhalten. Sämtliche Dachflächen sind mit intensiver Begrünung, sowie Solarkollektorflächen geplant. Für die Planung der Aussenflächen ist „Biodiversität“ ein grundlegendes Gestaltungsprinzip.
Photography
BIEHLER WEITH