Twisted

Objekt:
Twisted
Realisierung:
2005
Location:
Konstanz
Photography:
Brigida González

Kunstgriff. Das verdrehte Steinhaus – Doppelhaus neu interpretiert. Doppelhäuser genießen bei Architekten wenig Ansehen und sorgen selten für Aufsehen. Es sei denn, man nimmt sich deren Aufgabe mit höchstem Anspruch an.

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Denn selbst kleine Wohn- und Arbeitshäuser sind viel zu schade für liebelose Realisationen von der Stange. Die Auseinandersetzung mit der direkten Umgebung, die Einbindung des Bestands in neue Ideen und nicht zuletzt die außergewöhnliche Gestaltung von Orten für Menschen – ein gelungenes Doppelhaus muss diese Themen sorgfältig bearbeiten. So geschehen beim jüngsten Projekt der Architekten BIEHLER  WEITH  ASSOCIATED aus Konstanz. Entgegen der klassischen gereihten Doppelhaushälfte haben die Architekten eine geschossweise verdrehte Organisation entwickelt.

Eine Idee kommt ins Haus – Ausgangslage
Die Bauherrin hatte das Architektenteam eingeladen, ein kreatives Konzept für die Entwurfsplanung eines Doppelhauses als Mietobjekt zu entwerfen. Das Grundstück: Konstanz, Ortsteil Wollmatingen, Wohngebiet im Bachbohlweg. Nach hinten versetzt in zweiter Häuserreihe, leichtes Südgefälle. Der Bebauungsplan erlaubt wenig Fläche – die Platzierung des Gebäudes auf dem Grundstück und dessen Abmessungen sind streng festgelegt. Dazu die Vorgaben der Natur: Der Ostgarten ist freizuhalten, dort steht ein stolzer Nussbaum. Und im Norden eine mächtige Blutbuche. Es sollen zwei möglichst gleichwertige Häuser entstehen, inklusive Einliegereinheiten.

Der geniale Dreh – Konzeption
Die Architekten Biehler Weith entwickeln ein Doppelhaus mit festgeschriebenem Kubus, bei dem jede Einheit die jeweils andere umklammert. Dabei besitzt jedes Haus Bezüge zu den vier Himmelsrichtungen. Zwischen Bestand – ein altes Nachbarhaus und neuer Struktur beginnt ein Zwiegespräch. Der eingeschnittene Tiefhof ist das verbindende Element.

Im Hang- bzw. Untergeschoss nutzen sie die Hof-Fassade für die Belichtung und Erschließung der Einliegereinheit. Dabei kann man diese kleineren Wohnungen auch mit den darüber liegenden Räumen verbinden, etwa für eine Kombination aus Arbeiten und Wohnen. Die Ausrichtung: Nord-Süd.

Dann das Erdgeschoss: Um 90° verdreht ist es ost-west-gerichtet. Es bietet die Verbindung mit dem umgebenen Garten. Die Erschließung erfolgt im Norden und Süden. Das Obergeschoss ist abermals um 90° verdreht und wieder nord-süd-gerichtet. Mit seinen großzügigen Verglasungen und Loggien fängt es das Südlicht ein.

Die Kraft und Ortsgebundenheit erhält das verdrehte Haus nicht nur durch seine voluminöse Kubusform. Vielmehr verdankt es seine Ausstrahlung durch die Fassade aus Klinker im Farbton der Blutbuche und der Dächer der umliegenden Bebauung. Auch die innere Struktur bezieht sich auf die Umgebung, denn sie kehrt unterschiedliche Mauerwerksverbände hier und da nach außen. Selbst die Dachlandschaft folgt sowohl der inneren Struktur, als auch dem umgebenden Gelände. Landschaft und Anlage verflechten sich.

Der Kubus wird durch die vorgelagerten Eingangspodeste betreten. Gefallenes Blattlaub strukturiert die Betonflächen. Ein schönes Spiel, das Beziehungen betont. Und erlaubt.

Daniela Bamberg